Gedichte
130 Seiten, 3 Abbildungen, gebunden, Verlag W. A. Colomb (1961)
Preis: EUR 5,00
Wohl noch nie gab es einen Dichter, der sein Feld so weit zwischen ausgelassener Heiterkeit und weisem Tiefsinn,
guter Tradition und modernster Aussage spannte. Ein Clown im besten Sinne des Wortes.
Kostproben:
UMBRUCH
Die Gegenwart hängt
in schadhaften Sieben,
von Missmut bedrängt
und prassenden Dieben.
Es brechen entzwei
die alten Gefühle.
Lukullischer Brei
vergärt in der Schwüle.
So tizianrot
war nie das Erwarten,
solange wir Tod
noch in uns ersparten.
Ein jeder Besitz
wird künftig verraten.
Angst ist ein Witz
Und hat rote Daten.
Das siebzehnte Weh
hat verheilte Schwielen.
Gitarren aus Schnee
kann man nicht spielen.
BLECHERNE SINFONIE
Jeder verurteilt schon seit der Geburt
zum Tode, ungewiss wann und wie,
spielen wir mehr oder weniger gut
des Lebens blecherne Sinfonie.
Versuchen mit Münzen unser Glück,
erhaschend mal Kopf und mal Zahl,
und beachten mit mehr oder weniger Geschick
die Interpunktion der Moral.
Gemessenen Abgang ohne viel Schweiß
zu erreichen, das ist schon mehr.
Wer die Zusammenhänge erst weiß,
nimmt die Sache an sich nicht so schwer.
frage den roten faden.
dein taubsein ist kein beweis
für das stummsein der dinge.
wenn ich weinte,
glitte salziges wasser
über die netzhaut der augen.
die zeit wird nicht neuer.
mein gesicht lügt mich an.
neulich streckte mir der spiegel
die zunge heraus.
ich wehre mich nicht mehr.
wenn ich will,
kann ich die angst belügen
und meine zähne einzeln
in die spiegel blättern;
ich könnte sie lehren
ernsthaft zu sein,
aber ich bin schon müde: