Einband Ich und Du und Müllers Kuh Ich und Du und Müllers Kuh

Alltagsgedichte
120 Seiten, 25 Federzeichnungen, gebunden, Robinienverlag (2010)
ISBN 978-3-936176-01-8
Preis: EUR 12,30

Wer kennt ihn nicht, den alten Kinderreim, bei dem so viele längst versunkene Erinnerungen in uns wachgerufen werden:

Ich und du
und Müllers Kuh,
Müllers Esel, das bist du!

"Alltagsgedichte" nennt die Autorin ihre Reime und streift darin das ganze Leben, dieses tragische Lustspiel, von der Wiege bis zur Bahre.

Diese Gedichte haben nichts gemein mit "moderner Lyrik", sondern wenden sich an die Liebhaber konventioneller Dichtung. Die Autorin verzichtet weder auf Reim noch auf Rhythmus. Die fast spielerisch anmutenden Reimgebilde haen einen tiefen Sinn, wobei auch der Humor nicht zu kurz kommt. Dem Leser werden Einsichten vermittelt, die vielleicht neu für ihn sind und andere, die er als Bestätigung seiner eigenen Erfahrungen empfindet und gern akzeptiert.

Die liebe Kuh, mit deren Milch wir aufgezogen werden, begleitet uns auch später fast täglich durchs Leben, wobei sich der kaum vermeidliche Esel immer in ihrer Begleitung befindet.



Kostproben:


DIE HEILE WELT

Menschen suchen und wandern
und möchten verbunden sein.
Jeder sucht einen andern,
keiner ist glücklich allein.

Steigst du auch ganz nach oben,
geschmückt mit Ehre und Kranz,
einen brauchst du zum Loben,
sonst fehlt dem Erfolg der Glanz.

Leid schlägt weniger Wunden,
es trocknen die Tränen fast,
trägt in den dunklen Stunden
einer des anderen Last.

Wenn sich zwei Menschen finden,
hat sich ihr Schicksal erhellt.
Wenn sie in Liebe sich binden,
entsteht eine heile Welt.



DAS SPÄTE ASS

Hat dir das Leben zugesetzt
wie eine hoffnungslose Wette,
zieht es doch oft noch ganz zuletzt
ein Ass aus der Manschette.

Das hält es nur für die bereit,
die einen langen Atem haben.
Drum prüfe, Mensch, von Zeit zu Zeit,
ob deine Unglücksraben
nicht eher Götterboten sind,
die du in ihrer Art verkanntest;
denn manches, was du so geschwind
nur Pech und Unheil nanntest,
entpuppte sich im Lauf der Zeit
als heile, stille Segensgabe.
Und umgekehrt kam oft das Leid
an seinem Bettelstabe,
wenn du das Glück erwartet hast.
Wo Schmerz und Tränen Siege ätzen,
weißt du das liebe Glück als Gast
und Rarität zu schätzen.

Das Leben, diese Zauberin,
mischt nicht nur deine bunten Karten.
Sie hilft dir auch, mit heit’rem Sinn
ein neues Spiel zu starten.
Vergälle dir nicht stur und blind
den Reiz, auch spät noch zu beginnen;
denn wer das letzte Spiel gewinnt,
geht mit dem Sieg von hinnen.



ABSCHIED DER ALTEN HEINZELMÄNNCHEN

Im Siebengebirge beschlossen
die Heinzelmännchen verdrossen,
sich nicht mehr herumzutreiben,
sondern zu Hause zu bleiben.

Der oberste Boss aller Heinzeln
befragte die Mitglieder einzeln,
womit sich in unseren Tagen
die Menschen noch schinden und plagen.

Sie konnten nur wenig vermelden.
Im Arbeiten sind sie kaum Helden,
die Menschen, ach, denen wir sinnig
einst halfen so selbstlos und innig.

Sie haben für alles Maschinen,
die ihnen verlässlicher dienen,
als wir dieses jemals vermochten,
soviel wir auch wirkten und pochten.

Sie lernten Atome zu spalten,
mit ihnen zu schalten und walten.
Die Arbeit wird rar statt akuter,
ihr Heinzelmann ist der Computer.

So ziehen wir daraus die Lehre
und werden nun Pensionäre. -
Sie schlichen davon auf den Zehen
und wurden nie wieder gesehen.


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