Einband Zeit ohne dich Zeit ohne dich

Trauergedichte
128 Seiten, gebunden, Privatdruck (1994)
Preis: EUR 13,00
vergriffen

Trauergedichte, die zu Herzen gehen, weil sie Abschiedsschmerz und Trennungsleid schildern, aber auch Wege aufzeigen zur Überwindung der Trauer und zum Leben mit unseren Toten, die uns vorausgegangen sind und denen wir früher oder später alle folgen werden.



Kostproben:


DIESES STERBEN UND VERGEHEN

Augen, die beglückt einst tranken,
was das Leben uns geboten,
bis die Bilder still versanken,
ausgelöscht im Reich der Toten.

Ohren, die einst Tönen lauschten,
nun ertaubt für alle Zeiten,
weil sie Stille dafür tauschten,
Stille bis in Ewigkeiten.

Lippen, die einst Worte fanden,
mit verheißungsvollem Schimmer
auch den Alltag zu umranden,
sie verstummten nun für immer.

Hände voller Zärtlichkeiten
und zum Lieben wie geschaffen,
wenn sie warm und leise gleiten,
bis sie weiß und kalt erschlaffen.

Zauberhafte Melodien
spielten sie ein ganzes Leben,
die durch meine Träume ziehen
und in manchem Raume schweben.

Eine Zunge für Genüsse,
einfach und doch auserlesen.
Gaumenfreuden. Zarte Küsse.
Und auch das vorbei. Gewesen.

Eine Nase, die an Düften
sich besonders gern berauschte,
modert nun in jenen Grüften,
die sie für das Hiersein tauschte.

Hören, Fühlen, Sprechen, Sehen,
alles hier Gewohnte lassen.
Dieses Sterben und Vergehen
werde ich wohl niemals fassen.

Weiter will ich daran weben,
wie an einer neuen Sage.
Ganz erlöschen wird dein Leben
erst an meinem Todestage.



ALLERSEELEN

Allerseelen. Menschen denken
ihrer Toten überall,
wenn sie ihre Schritte lenken
zu den Gräbern ohne Zahl.

Tote rücken in die Mitte,
diesem Leben zugesellt.
Wie du weißt, ist solches Sitte
vielerorts auf dieser Welt.

Auch ich war ganz kurz am Grabe,
daß du nicht vergeblich fragst.
Es trägt manche liebe Gabe.
Alles ist, wie du es magst.

Ein Gesteck, ganz auserlesen,
hingelegt von Freundeshand,
ist als Schmuck dabeigewesen,
weil ein Freund jüngst zu dir fand.

Deiner Seele zu gedenken,
brauche ich den Friedhof nicht.
Meine Liebe soll dir schenken,
was im Jenseits dir gebricht.

Denn du wurdest mir genommen,
und mir bleibt noch eine Frist.
Unsre Liebe ist vollkommen,
wenn ich bin, wo du jetzt bist.

Und du bist jetzt nur noch Seele
in dem unbekannten Land,
das ich mir im Traum erwähle.
Wann reichst du mir deine Hand?



ICH LEBE EIN DOPPELTES LEBEN

Wie kann ich dich jemals vergessen!
Du füllst meinen Tag und die Nacht.
Noch kann ich nur schwerlich ermessen,
wie reif mich dein Abschied gemacht.

Die Wunde wird nie in mir heilen,
im Schmerze gehörst du mir ganz.
So will ich die Nacht mit dir teilen,
als wäre sie Traum oder Tanz.

Du bist mir noch enger verbunden
als jemals im Leben zuvor.
So habe ich wiedergefunden,
was kurz an den Tod ich verlor.

Ich werde dich zärtlicher halten,
als je es im Alltag gelang,
wo andere Maßstäbe galten
und eins um das andere rang.

Wie innig sich Seelen umschweben,
seit deine Gestalt mir verblich!
Ich lebe ein doppeltes Leben:
Je eines für dich und für mich.


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